„Ich bin en chliine Schnägg und chume schnäääuu vom Fläck..“ so singt die Schnecke Schnäääu als wir in den Wald kamen. Sie sei wirklich schnell, erklärte sie uns. Das merke sie daran, dass sie oft so fest ausser Atem kommt. Also muss sie richtig schnell sein. Prinz Tamiro, das Eichhörnchen, traute dieser Sache noch nicht ganz und ein Wettrennen der beiden zeigte sehr deutlich, dass die Schnecke eigentlich gar nicht schnell ist. Später fand Prinz Tamiro dann aber heraus, dass dieses langsame Gehen viele andere Einblicke ermöglicht als er sich gewohnt ist. Er hatte im Kontakt mit der Schnecke nämlich plötzlich Zeit alles ganz genau anzuschauen und so neu kennen zu lernen. Die Schnecke dafür durfte auf Tamiros Rücken einmal durch die Baumwipfel springen, das war ein Erlebnis, das sie wohl nicht so schnell vergessen wird. Wir probierten in diesen Tagen ebenfalls das langsame Kriechen wie eine Schnecke und das weite Springen wie ein Eichhörnchen. Eine Schnecke kriecht nämlich nur wenige Meter pro Stunde und ein Eichhönchen springt maximal bis zu 5 Meter pro Sprung. Das Schneckentempo war für uns ganz schön langsam. Wir sind natürlich keine Stunde lang gekrochen, aber mehrere Minuten lang haben wir uns mit dem Finger ganz langsam eine Strecke von wenigen Zentimetern bewegt, genau so langsam wie eine Schnecke. Auch den Weitsprung haben wir ausprobiert. Um die 2-3 Meter konnten wir Kinder und Frauen springen. 5 Meter, wie das Eichhörnchen wäre ganz schön viel mehr.
Daneben gab es viele verschiedene Sachen zum Ausprobieren und Spielen. Mit Lupen konnte man die Waldlandschaft und kleine Tiere ganz genau beobachten und mit Spiegeln verschiedene Perspektiven erkunden. Der beliebteste Posten war aber der Filzposten. Anstatt wie von uns Leiterinnen geplant nur Schnecken zu filzen, entstanden in der Filzwerkstätte am Dienstag vor allem Eichhörnchen und am Donnerstag dann auch Dinosaurier, eine Schildkröte, Marienkäfer, Eichhörnchen und auch Schnecken. So viele wundervolle Filztiere, das war wirklich eine Freude. Ganz eindrücklich war auch, wie die Kinder dabei verweilen konnten und einige ganz selbständig, andere mit etwas mehr Hilfe ihre Tiere kreierten. Schön war auch zu sehen, wie die älteren Kinder den jüngeren halfen und sie unterstützten. Daneben gab es auch im Wald vieles zu entdecken, die Molche im Teich aber auch das frische Grün an den Bäumen hat die Kinder in ihren Bann gezogen. Auch die Schaukeln beim Waldschulplatz waren sehr beliebt und wurden rege genutzt und bespielt.
Viele helfende Hände hatten wir auch in der Küche. Einen grossen Sack voll Buchenkeimlinge wurde gesammelt und mit Öl angebraten – etwas Grünes, das wie Nüssen schmeckt – das fand Prinz Tamiro lustig. Auch sonst haben wir uns beim Essen an den beiden Tieren orientiert. So gab es neben anderem geraffelte Karotten als Salat, so wie auch die Schnecken ihr Essen abraspeln und Nüsse als Dessert (für uns mit Schokolade vermischt), wie es die Eichhörnchen gerne essen. Die Schnecke Schnäääu war am Ende des Tages besonders glücklich, sie bekam von einem Kind nämlich ein farbiges Schneckenhaus geschenkt. Aber nicht nur sie war zufrieden, viele strahlende Kinderaugen, durften wir am Abend mit ihren Filztieren verabschieden.
Am Donnerstag wurden wir im Wald nicht nur von der Schnecke Schnäääu und von Prinz Tamiro sondern auch von weissen Schneeflocken erwartet. So war es schon fast ein Wintertag, mit Schnee, zwischendurch Regen und auch mal etwas Sonnenschein. Der Schnecke Schnäääu war es viel zu kalt. Sie hat sich auf Prinz Tamiros Rücken in ihr Schneckenhaus verzogen, zuvor hat sie aber mit ihrem Schneckenschleim im Wald noch glänzende Spuren hinterlassen. Einige Kinder haben durch den Tag dann ebenfalls mit Pinseln verschiedene Schneckenspuren im Wald produziert. Neben dem Filzen und Kochen entstand am Donnerstag ein Dino-Museum mit verschiedenen Knochen und Schädelstücken. Schön war, wie fast alle Kinder dabei mitwirken und mitspielen konnten. Wegen der Kälte haben wir den ganzen Tag ein Feuer gepflegt, so dass wir kalte Hände und Füsse immer wieder aufwärmen konnten. Aber auch zum Kochen und Backen war das Feuer wunderbar. So haben wir uns einen leckeren Kuchen gebacken, den wir dann zum Zvieri geniessen konnten. Am Nachmittag entstand beim Kletterhang auch noch ein Eichhörnchenparcours, über Baumstämme, auf den Hügel hinauf und auf einer Lehmrutschbahn wieder herunter.
An beiden Tagen war die Altersspanne – vom Spielgruppenkind bis zu ehemaligen Waldschulkindern – gross und das Miteinander unter den Kindern sehr schön. Wir konnten miteinander und aus dem Moment heraus schauen, was wir tun wollen und so unsere Tage gestalten. Die ehemaligen Waldschulkinder haben sich alle auch Zeit genommen, umzu ihrem Baumfreund zu gehen und ihn wieder zu besuchen. Ja so hatten wir zwei wunderbare und friedliche Tage im kühlen Aprilwetter. Wieder einmal durften wir erleben, wie schön es draussen ist, egal bei welchen Temperaturen. Und was alles entsteht, wenn wir in die Kreativität und ins Spielen im Wald eintauchen.
Jeanne Vera Caspar